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Erklärung
Was bedeutet Trauerarbeit?
Das Versterben eines geliebten Menschen ist meist ein schwerer Schicksalsschlag für die Hinterbliebenen, die mit dem Verlust und der damit einhergehenden Trauer umgehen müssen. Die Trauer muss in der Zeit nach der Bestattung allmählich verarbeitet werden. Dieser Prozess ist meist eine schwierige Aufgabe. Die Trauerarbeit setzt eine aktive Auseinandersetzung mit dem Tod voraus. Manchmal ist dabei professionelle Hilfe von Psychologen oder Trauerbegleitern nötig. Trauer ist wichtig für die Angehörigen, doch in manchen Fällen kann die emotionale Situation den Alltag massiv beeinträchtigen.
Ablauf der Trauer
Welche Trauerphasen gibt es?
Forscher haben verschiedene Phasen der Trauer definiert, die Hinterbliebene durchlaufen. Diese Trauerphasen reichen von einem Schock über Gefühlsausbrüche bis hin zur allmählichen Beruhigung der Emotionen und einer Rückkehr in ein normales Leben. Das Trauerphasenmodell der Schweizer Psychologin Verena Kast beinhaltet vier Phasen, die Trauernde durchlaufen.
Das„Nicht-wahrhaben-Wollen“ als erste Trauerphase meint den anfänglichen Schockzustand, in den Trauernde oft nach Erhalten der Todesnachricht geraten. Der Tod kann noch nicht realisiert werden und wird eher verleugnet.
Nach dieser Schockstarre treten oft Emotionen in den Vordergrund. Daher wird dieser zweite Abschnitt „Phase der aufbrechenden Emotionen“ genannt. Abhängig von der Persönlichkeit des Trauernden und der Todesart können Gefühle wie Wut, Angst, Traurigkeit, aber auch Erleichterung, z.B. nach einer langen Krankheit, auftreten. Der Trauernde befasst sich mit vielen Fragen, die um sein eigenes Leiden („Warum hast du mich allein gelassen?“) oder um den Grund des Todes („Womit hat er/ sie das verdient?“) kreisen. Auch Schuldgefühle, dass man den Tod nicht verhindern konnte, spielen manchmal eine Rolle.
Laut einer Studie der Universität Zürich spricht man von einer anhaltenden Trauerreaktion, wenn der Trauernde auch nach 12 Monaten intensiv unter dem Verlust leidet und gedanklich fast nur bei dem Verstorbenen ist. Der Trauernde kann seine gewohnten Strukturen nicht wieder aufnehmen und der Alltag kann so nicht bewältigt werden. Wenn bei Ihnen die Trauer nicht nachlässt und Sie den Verstorbenen nicht loslassen können, ist es oft hilfreich, sich an professionelle Berater zu wenden. Psychologische Unterstützung, Trauerseminare und der Austausch mit anderen Betroffenen können für Sie eine wichtige Stütze bei der Trauerarbeit werden. Gespräche sind meist der wichtigste Anker bei der Trauerbegleitung.
Die dritte Phase bezeichnet den Versuch, noch einmal eine Verbindung zum Verstorbenen aufzunehmen. Das geschieht etwa, wenn die trauernde Person Erinnerungen aufleben lässt, bedeutsame Orte besucht oder auch Kleidungsstücke des Verstorbenen trägt.
Die vierte Trauerphase meint die Rückkehr in den Alltag. Der Trauernde akzeptiert den Verlust und nimmt den Verstorbenen als Erinnerung in sein gewohntes Leben auf.
Trauer ist jedoch immer individuell zu betrachten, sodass dieses Modell allgemein einen Überblick darüber gibt, wie sich Trauer äußern kann. Der Ablauf und die Dauer der einzelnen Phasen der Trauerbewältigung verlaufen von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Oft ist es so, dass sich starke und schwächere Phasen der Trauer abwechseln. Daher sind auch die Bedürfnisse jeweils verschieden. Einige Menschen benötigen Hilfe bei der Trauerarbeit, andere möchten dies allein bewältigen. Angehörige sollten mit Feingefühl darauf achten, welche individuellen Wünsche ein trauernder Mensch hat. Keinesfalls sollte Hilfe aufgedrängt werden. Unterstützung anzubieten, ist jedoch wichtig, um Beileid und Beistand auszudrücken.
Hilfe bei der Trauerarbeit
Wer kann mich bei der Verarbeitung unterstützen?
Neuorientierung nach dem Trauerfall
Wie kann ich wieder in den Alltag finden?
Die Trauerbewältigung ist oft eine Zeit der Neuorientierung. Die Trauerarbeit zielt darauf ab, neuen Lebensmut zu gewinnen und in den Alltag zurückzufinden. Besonders dann, wenn ein Mensch gestorbenen ist, mit dem der Trauernde viele Jahre lang eng verbunden war, fehlen der Halt und die Orientierung im Leben. Dies kann etwa beim Tod des Ehepartners der Fall sein. Ein Leben ohne den Partner erscheint zunächst oft leer und sinnlos. Wenn Sie einen schweren Verlust erlitten haben, sollten Sie auf Ihre Bedürfnisse achten und sich fragen, wie Sie nun Ihr Leben gestalten wollen. Ein neues Hobby, ein Urlaub allein oder ein Umzug kann Ausdruck Ihrer Neuorientierung sein und Ihnen Halt geben.
Weitere Quelle
- Der Umgang mit Verlust und Trauer - Eine Studie des Psychologischen Instituts der Universität Zürich
Autor: Anja Rohde – Bildquellen: Headerbild © C. Sollmann / Bestattungen.de, Grafik Trauerphasen © Bestattungen.de
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