Um sich als rechtmäßiger Erbe ausweisen zu können, ist der Erbschein ein wichtiges Dokument. Er kann ganz einfach online beantragt werden und wird innerhalb von wenigen Wochen nach dem Antrag per Post an den Antragsteller zugestellt.
Was ist ein Erbschein und wann benötigt man ihn?
Ein Erbschein wird vom Nachlassgericht ausgestellt. Er dient für die Erben als offizielle Legitimation, um sich gegenüber folgenden Stellen auszuweisen. Das Erbscheinverfahren ist in § 2366 BGB geregelt. Es ist in manchen Bundesländern möglich, einen Erbschein online zu beantragen. Den Antrag persönlich oder postalisch zu stellen ist überall in Deutschland möglich. Ein Erbschein ist wichtig, um sich bei folgenden Stellen ausweisen zu können
- Banken
- Behörden, wie das Grundbuchamt
- Versicherungen
Lebensversicherungen benötigen übrigens keinen Erbschein. Hier ist der Begünstigte in der Regel direkt im Vertrag genannt. Er muss sich nach dem Tod nicht ausweisen, sondern erhält die Auszahlung automatisch.
Die vier Arten des Erbscheins
Das Nachlassgericht kann verschiedene Arten von Erbscheinen ausstellen:
- Alleinerbschein: Gilt für einen Alleinerben
- Gemeinschaftlicher Erbschein: Gilt für eine Erbengemeinschaft
- Teilerbschein: Gilt für einen Teilerben als Nachweis seines Erbteils
- Europäisches Nachlasszeugnis: Wenn es in der Erbmasse Vermögen im Ausland gibt
Zuständigkeiten und Anlaufstellen für die Beantragung
Die zuständige Stelle für die Beantragung des Erbscheins ist das Nachlassgericht, das für den Erbfall zuständig ist. Dabei handelt es sich um das Amtsgericht, das für den letzten Wohnsitz des Verstorbenen zuständig ist. Je nach Nachlassverfügung gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten:
- Hat der Erblasser ein Testament hinterlassen (handschriftlich oder notariell beglaubigt) stellt ein Richter den Schein aus
- Gibt es kein Testament, ist ein Rechtspfleger am Nachlassgericht zuständig für die Ausstellung des Scheins.
Anforderungen an den richtigen Antragsteller
Nur ein rechtmäßiger Erbe kann einen Erbschein beim Nachlassgericht beantragen. Das sind Menschen, die im Testament benannt sind oder die entsprechenden Verwandten. Ein Erbe leitet den Antrag ein. Der Antragsteller kann auf verschiedenen Wegen zum Erben geworden sein:
- Durch die gesetzliche Erbfolge
- Durch ein Testament oder einen Erbvertrag
Auf die Frage: “Muss ich mich beim Nachlassgericht melden, um einen Erbschein zu erhalten?”, lautet die Antwort ja. Der Erbschein wird nur auf Antrag ausgestellt. Eine automatische Ausstellung des Erbscheins, etwa nach einer Testamentseröffnung ist gesetzlich nicht vorgesehen.
Alleinerbschein versus gemeinschaftlicher Erbschein
Ein Erbschein kann als Alleinerbschein oder gemeinschaftlicher Erbschein ausgestellt werden. Auf dem gemeinschaftlichen Erbschein sind laut § 352a FamFG alle Erben sowie deren einzelne Anteile am Erbe bzw. die Erbquoten aufgeführt. Die Antwortet auf die Frage, wer bei einer Erbengemeinschaft den Erbschein bekommt, lautet, dass jeder Erbe den gemeinschaftlichen Erbschein bekommen kann.
Kostenbeteiligung innerhalb der Erbengemeinschaft
Beantragt die Erbengemeinschaft einen gemeinschaftlichen Erbschein, sind in der Praxis die Kosten dafür gemäß dem Anteil am Erbe aufzuteilen. Allerdings gibt es keinen rechtlichen Anspruch auf Kostenerstattung gegenüber den Miterben, wenn Sie den Erbschein beantragen und die Gebühren bezahlen. Daher ist es wichtig, mit den anderen Erben vor dem Antrag über die Kosten und deren Übernahme zu sprechen. Möchte ein Mitglied der Erbengemeinschaft, zum Beispiel eines der Geschwister, sein Erbe ausschlagen, darf er keinen Erbschein beantragen. Damit gilt das Erbe nämlich als angenommen.
Schrittweise Zusammenstellung der erforderlichen Unterlagen
Um einen Erbschein beim zuständigen Nachlassgericht beantragen zu können, sind verschiedene Unterlagen nötig. Nur wenn alle Unterlagen vollständig vorliegen, kann der Erbschein ausgestellt werden.
Identifikationsdokumente des Antragstellers und des Verstorbenen
Um den Erbschein beantragen zu können, sind mehrere Dokumente des Erben und des Erblassers nötig. Im Einzelnen sind das diese Dokumente:
- Ausweisdokument des Antragstellers (Personalausweis oder Reisepass)
- Sterbeurkunde des Erblassers
- Familienstammbuch des Erblassers inklusive der Daten der Verwandten (lebend oder verstorben)
- Geburtsurkunden der Miterben
- Daten der Miterben (Name, Adresse, Geburtsdatum, Verwandtschaftsverhältnis)
- Bei Ehepartnern Meldung über den Güterstand bzw. Vermögensstand bei Lebenspartnern
- Testament oder Erbvertrag (falls vorhanden)
- Angaben zum Wert des Nachlass
- Eidesstattliche Erklärung
Bedeutung notarieller Testamente und deren Anerkennung
Viele Erben fragen sich, wann man einen Erbschein braucht. Hat der Erblasser ein notarielles Testament hinterlassen, ist meistens kein Erbschein nötig. Hier reicht in der Regel das Testament, um sich gegenüber Banken, Behörden, Versicherungen usw. ausweisen zu können.
Auch für die Änderung des Grundbucheintrags reicht ein notarielles Testament aus. Ein Erbschein muss in diesem Fall nicht beantragt werden.
Fordert eine Bank oder eine andere Institution trotz Testament einen Erbschein, müssen die Erben der Forderung nachkommen und einen Erbschein beim Nachlassgericht beantragen.
Erbschein online beantragen: Der digitale Antragsprozess
Inzwischen kann der Erbschein auch online beantragt werden, da es dafür einen digitalen Amtsprozess gibt. Das erspart vor allem Erben, die weit weg wohnen, eine lange Anreise. Die Dauer für die Online Beantragung des Erbscheins wird von den Nachlassgerichten mit einigen Wochen angegeben.
Einen Erbschein online zu beantragen ist jedoch nicht bei jedem Nachlassgericht bzw, in jedem Bundesland möglich. Zudem müssen Sie die Möglichkeit haben, sich digital auszuweisen. Das ist etwa mit der Online-Funktion des Personalausweises möglich.
Die Gebühren: Mit diesen Kosten ist zu rechnen
Die Gebühren für den Antrag auf den Erbschein sind im Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG) geregelt und in dieser Erbschein Kosten Tabelle zusammengefasst:
- Bis 10.000 Euro: 150 Euro
- Bis 50.000 Euro: 330 Euro
- Bis 110.000 Euro: 546 Euro
- Bis 200.000 Euro: 870 Euro
- Bis 500.000 Euro: 1.870 Euro
- Bis 1 Million Euro: 3.470 Euro
- Bis 1,5 Millionen Euro: 5.070 Euro
- Bis 2 Millionen Euro: 6.670 Euro
Die aufgelisteten Gebühren sind die Gebühren, die das Nachlassgericht erhebt. Dazu kommt noch einmal die Gebühr in gleicher Höhe für die eidesstattliche Versicherung.
Erbscheinsverfahren und eidesstattliche Versicherung
Ein Erbschein kann nur ausgestellt werden, wenn der Antragsteller zusammen mit dem Antrag eine eidesstattliche Versicherung abgibt. In dieser Versicherung erklärt jeder Erbe eidesstattlich, dass die gemachten Angaben richtig sind.
Nachlasswert als Berechnungsgrundlage für die Gebühren
Um die Kosten für den Erbschein zu berechnen, wird der Wert des Nachlasses herangezogen. Der Wert von Bar- oder Bankvermögen ist recht einfach zu ermitteln. Dafür gilt der Todestag als Stichtag. Befinden sich im Nachlass Immobilien oder Grundstücke, ist dafür ein offizielles Gutachten nötig.
- Bei Immobilien kommt das Verkehrswertverfahren oder das Ertragswertverfahren zum Einsatz
- Bei unbebauten Grundstücken gilt der Bodenrichtwert aus der entsprechenden Bodenrichtwerttabelle
Notwendigkeit eines Notars oder Rechtsanwalts
Es ist nicht zwingend notwendig, dass ein Notar oder Rechtsanwalt beim Nachlassgericht den Erbschein beantragt. Es gibt jedoch Fälle, in denen eine professionelle Unterstützung sinnvoll ist, und zwar:
- Wenn es unklar ist, wer alles zu den Erben gehört und wie hoch die einzelnen Anteile sind
- Wenn die gesetzliche Erbfolge nicht klar ist
- Wenn das Testament unklar ist oder eine Anfechtung des Testaments in Erwägung gezogen wird
Welche Risiken und Fallstricke können auftreten?
Es gibt mehrere Risiken, die beim Antrag auf einen Erbschein auftreten können. Dazu zählen:
- Strafrechtliche Folgen
- Schadensersatz
- Erbunwürdigkeit
Diese Konsequenzen können eintreten, wenn beim Antrag auf den Erbschein falsche Angaben gemacht werden.
Die Folgen fehlerhafter Beantragungen
Ein Erbschein kann nur in Verbindung mit einer eidesstattlichen Versicherung beantragt werden. Entspricht diese nicht der Wahrheit, kann eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren drohen. Wer beim Antrag auf einen Erbschein falsche Angaben macht, muss mit Schadensersatzforderungen von den tatsächlichen Erben rechnen.
Falsche Angaben beim Antrag auf einen Erbschein können dazu führen, dass Sie als erbunwürdig erklärt werden. Das kann dazu führen, dass auch ein gesetzlicher Erbe seinen Anspruch auf das Erbe verliert. Eine Erbunwürdigkeit schließt auch einen Verlust des Pflichtteils mit ein.
Vermeidung von Haftung und Schadensersatz
Wenn Sie bei der Beantragung eines Erbscheins professionelle Unterstützung brauchen, lassen Sie sich am besten von einem Fachanwalt für Erbrecht beraten. Eine professionelle Unterstützung kann sie vor Haftung und Schadensersatz bewahren.
Das Europäische Nachlasszeugnis: Bedeutung und Anwendungsbereiche
Handelt es sich um einen internationalen Erbfall, kann es sein, dass ein Europäisches Nachlasszeugnis nötig ist, um sich bei Stellen im Ausland auszuweisen. Das Europäische Nachlasszeugnis kann ebenso wie der Erbschein beim Nachlassgericht, das für den letzten Wohnort des Erblassers zuständig ist, beantragt werden. Es gilt in allen Ländern der Europäischen Union mit Ausnahme von Dänemark.
Das Europäische Nachlasszeugnis kann nötig sein, wenn sich Teile des Vermögens im Ausland befinden. Beispiele sind:
- Eine Ferienwohnung in Italien
- Ein Boot im Hafen von Mallorca
- Ein Wertpapierdepot bei einer Bank in Belgien
Fazit zu Erbschein online beantragen
Um einen Erbschein online beantragen zu können, müssen Sie zu den rechtmäßigen Erben gehören. Außerdem ist es nötig, alle geforderten Dokumente vorzubereiten und dem Nachlassgericht gesammelt zuzuschicken.
Das Nachlassgericht prüft die Dokumente, stellt ggf. Rückfragen und stellt den Erbschein innerhalb von wenigen Wochen nach dem Antrag aus. Ob es möglich ist, den Erbschein online zu beantragen oder ob der Antrag nur persönlich oder postalisch möglich ist, hängt vom Nachlassgericht ab.
FAQs zu Erbschein online beantragen
Was ist ein Erbschein und wofür wird er benötigt?
Ein Erbschein dient für Erben als offizielle Legitimation gegenüber Banken, Versicherungen und anderen Stellen.
Welche Unterlagen sind für die Beantragung eines Erbscheins erforderlich?
Ausweisdokument, Sterbeurkunde, Geburtsurkunden und Adressen aller Erben, Familienstammbuch, Testament oder Erbvertrag (falls vorhanden).
Kann ich den Erbschein vollständig online beantragen?
Ja, das ist dank des digitalen Amtsprozesses möglich.
Wie lange dauert es, bis ich den Erbschein erhalte?
In der Regel erhalten Sie den Erbschein innerhalb weniger Wochen nach Beantragung.
Welche Kosten sind mit der Beantragung eines Erbscheins verbunden?
Die Kosten richten sich nach der Höhe des Erbes und teilen sich in die Gebühr für den Erbschein und die Kosten für die eidesstattliche Erklärung auf.